Portugiesischer Film

Der portugiesische Film (Cinema Português oder Cinema Lusitano) bezeichnet das Filmschaffen in Portugal. Vor allem Autorenfilme und Erzählkino sind bis heute die bedeutendsten Ausdrucksweisen des portugiesischen Kinos. In diesem Bereich ist Portugal als Filmstandort bedeutungsvoll, im Bereich des kommerziellen Kinos nicht. Viele Produktionen sind auch Gemeinschaftsproduktionen, zumeist mit französischen, spanischen, italienischen, britischen oder brasilianischen Filmproduzenten. Vor allem der Produzent Paulo Branco sorgt für eine internationale Verbreitung portugiesischer Filme. Zwei wichtige und besonders anerkannte portugiesische Regisseure waren João César Monteiro und Manoel de Oliveira, heute gehören Pedro Costa, João Canijo, João Botelho oder auch Miguel Gomes zu den international bekanntesten Regisseuren aus Portugal.

Heute gilt das portugiesische Kino als international anerkanntes, besonderes Qualitätskino abseits des Massengeschmacks. Die internationale Filmkritik und die Cineasten sprechen häufig von einer eigenständigen „portugiesischen Filmschule“, insbesondere in Frankreich, aber auch in den USA und Italien, u. a. Nachdem Portugal in Folge seiner ungewöhnlichen Nelkenrevolution 1974 die internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, interessierten sich nun auch Kulturschaffende und -interessierte mehr für Portugal und seine Kulturszene, inklusive seines Kinos. Dabei sahen besonders Filmkritiker wie die der Cahiers du cinéma seit den frühen 1980er Jahren eine eigene, dem kommerziellen Kino abgewandte portugiesische Filmsprache entstehen, die Gefühle und Worte der Handlung überordnet. Damit lässt sich auch die relative Schwäche bei den Drehbüchern im portugiesischen Filmschaffen erklären, im Gegensatz zur ansonsten reichen Portugiesischen Literatur. Doch wie in der Literatur kommt auch im Film Portugals der Lyrik eine überdurchschnittliche Bedeutung zu, so dass sich die künstlerisch anerkanntesten portugiesischen Werke häufig durch eine poetische und weniger prosaische Filmsprache auszeichnen.[1][2] So sagte Jacques Lemière über das portugiesische Kino, es sei „ein handgemachter, anarchistischer und visionärer Film, ein sehr eigenartiger Fall im weltweiten Panorama des Kinos“.[3]

Die vergleichsweise häufigen Auszeichnungen portugiesischer Filme bei den wichtigsten Filmfestivals, vor allem Cannes und Venedig, und die weiterhin wenigen Verbindungen des kleinen portugiesischen Filmmarktes zum kommerziellen Filmschaffen bestärken diese Ausrichtung des portugiesischen Filmschaffens weiter und halten ihm damit auch den nötigen kreativen Handlungsspielraum abseits kommerzieller Erwartungen frei.[4][5]

  1. A. Murtinheira/I. Metzeltin: Geschichte des portugiesischen Kinos. 1. Auflage, Praesens Verlag, Wien 2010, ISBN 978-3-7069-0590-9, S. 117
  2. Leonor Areal: Cinema Português. Um País Imaginado, vol. I. – Antes de 1974. Edições 70, Lissabon 2011 (ISBN 978-972-44-1671-7), S. 267 ff.
  3. zitiert nach Leonor Areal: Cinema Português. Um País Imaginado, vol. I. – Antes de 1974. Edições 70, Lissabon 2011 (ISBN 978-972-44-1671-7), S. 267
  4. Ausführungen des portugiesischen Regisseurs Miguel Gomes bei der Berlinale 2012 (ab ca. Min. 4:00), Mitschnitt des Radio-Eins-Nighttalks auf YouTube, abgerufen am 15. Mai 2021
  5. Manuel José Damásio (Koord.): O Cinema Português e os Seus públicos. Edições Universitárias Lusófonas, Lissabon 2006 (ISBN 972-8881-26-6), S. 7f.

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